Gelesen: Six Wakes von Mur Lafferty

Gelesen: Six Wakes – Mur Lafferty

Ein frischer Klon sollte nicht in einem mit Blut beschmierten Tank erwachen, auf einer üblicherweise sterilen Station, in der nun tote Körper und unappetitliche Körperflüssigkeiten in der Schwerelosigkeit schweben. Maria Arena ist die erste, die sich aus der Klonkammer befreien kann, doch nicht die einzige die feststellen muss, dass sie – anders als sonst – keine Erinnerung an ihren letzten Tod hat. Wer hat sie und die fünf übrigen Mitglieder der Dormire-Besatzung so brutal ermordet? Wer hat ihnen die Erinnerungen des letzten Lebens gestohlen und wer die künstliche Intelligenz des Generationenschiffs außer Gefecht gesetzt?

Sechs Besatzungsmitglieder, die sich zwei Gemeinsamkeiten teilen: Alle leiden unter Erinnerungsverlust und alle haben eine kriminelle Vergangenheit. Einer von ihnen muss der Mörder sein. Jeder sind verdächtig.

Maria finally opened her eyes. She tried to make sense of the dark round globules floating in front of her vat, but it was difficult with the freshly cloned brain being put to work for the first time. There were too many things wrong with such a mess.
– Wake One: The Dormire Crew, This is not a Pipe

Spannung pur!

Holla die Waldfee! – was hat mich Six Wakes (dt.: Das sechste Erwachen) von Mur Lafferty gepackt! So eine geniale Mischung aus Weltraumabenteuer und closed room Murder-Mystery! Das war wie ein besseres Cluedo im Weltall, bei dem sich die Ereignisse rasch entwickeln. Ich sage es gleich, dieses Buch konnte ich kaum aus der Hand legen und so habe ich es innerhalb von zwei Tagen weg inhaliert.

Ab ins kalte Wasser

Six Wakes beginnt mittendrin im Geschehen. Man steht, wie die Besatzung der Dormire, ahnungslos mitten im verstörenden Chaos aus Blut und Mord. Zusammen mit den Figuren gräbt sich der Leser durch temporeiche Szenen, durch die Probleme, die so ein Erinnerungsverlust mit sich bringt, Intrigen und einen Haufen Fragen. Dadurch baut die Geschichte schon vom ersten Moment an Spannung auf und entfaltet sich mit jedem Kapitel und jedem neuen Einblick mehr. Manchmal sind es Szenen der gegenwärtigen Ereignisse, manchmal sehr alte Erinnerungen der Besatzungsmitglieder, die uns die Autorin da präsentiert. Alles ist geschickt miteinander verworben und vielschichtig wie die Lagen einer Zwiebel. Besonders spannend fand ich die ganzen Verknüpfungen, die sich nach und nach ergeben, und die Hinweise, die man nachträglich erkennt.

Verschiedene Blickwinkel

Das Buch wechselt zwischen den Perspektiven der sechs Klone und deckt schrittweise Teile ihrer Vergangenheit auf, genauso wie die politische Situation zwischen Menschen, Klonen und Splittergruppen innerhalb beider Parteien. Manchmal wird man bewusst im Unklaren darüber gelassen, wer gegen wen arbeitet, dadurch ist niemandem wirklich zu trauen. Es ist ein durchweg spannend bleibendes Puzzle, das die Autorin hier abliefert. Zu keiner Zeit hatte ich dabei das Gefühl den Faden zu verlieren, da jede Figur eine ihr eigene Erzählstimme hat. Ich muss außerdem gestehen, so unliebsam sich manche Protagonist*in auch verhält, ich habe sie dennoch ausnahmslos lieben gelernt. Alle verbergen sie etwas voreinander und vor den Lesenden, und mit jedem Stück mehr, das ich über sie erfahren habe, sind sie mir weiter ans Herz gewachsen. Besonders Hiro, der Pilot, und IAN, die KI des Schiffes, haben es mir angetan. Denn obwohl die Figuren in einer wirklich miesen Lage sind, versäumen es Hiro und IAN nicht ab und an für eine Prise Humor zu sorgen.

Stoff zum Nachdenken

Während normale Krimis meist bewusst simpel gehalten sind, fährt Six Wakes fast schon schwere Kaliber auf und flicht nebenbei ethische und philosophische Fragen ein. Was macht die Seele eines Menschen aus? Was seine Persönlichkeit? Wie viel Mensch ist man als Klon noch, wenn die gesamte Persönlichkeit zu einem lesbaren und veränderbaren Code geworden ist? Wenn es nicht einmal mehr den Tod zu fürchten gibt? Die Problematik, eine Antwort darauf zu finden, wurde geschickt in Erlebnisse verpackt und ich habe mich mehrfach dabei ertappt, mir all diese komplizierten Fragen selbst zu stellen. Es ist erstaunlich, wie verzwickt die Dinge werden können, und wie erschreckend, wenn bestimmte Möglichkeiten und Fähigkeiten in den falschen Händen landen.

Vielfältig

Auch wenn ich es nun erst am Schluss erwähne, so ist mir doch gleich zu Beginn positiv aufgefallen, wie vielfältig die Figuren sind. Die Crew der Dormire setzt sich aus allerlei Nationalitäten, aber auch körperlich beeinträchtigten Personen zusammen, die hier alle ganz selbstverständlich dabei sind und trotz ihrer jeweiligen Einschränkungen bestens zurechtkommen. Das Klon-Konzept in Six Wakes ist überhaupt völlig anders aufgebaut, als ich es aus solchen Szenarien bisher kenne.  Wirklich erfrischend.

Mein abschließendes Urteil

Lesen! Dieses Buch hat mich restlos begeistert und bekommt eine klare Leseempfehlung, die ich allen Science-Fiction Fans nur ans Herz legen kann. Ganz besonders dann, wenn man auch gerne mal einen Mystery-Krimi in closed room Atmosphäre zur Hand nimmt.

Buchcover: Six Wakes von Mur Lafferty

Klappentext

A space adventure set on a lone ship where the clones of a murdered crew must find their murderer — before they kill again.

It was not common to awaken in a cloning vat streaked with drying blood.

At least, Maria Arena had never experienced it. She had no memory of how she died. That was also new; before, when she had awakened as a new clone, her first memory was of how she died.

Maria’s vat was in the front of six vats, each one holding the clone of a crew member of the starship Dormire, each clone waiting for its previous incarnation to die so it could awaken. And Maria wasn’t the only one to die recently…

Six Wakes / Das sechste Erwachen
Mur Lafferty – Science Fiction, Murder Mystery – Sprache: Englisch, Deutsch

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