Endlich hatte ich mal wieder genug Muße, um ein Buch zu beenden. Nachdem ich in letzter Zeit fast nur noch Science-Fiction gelesen habe (wenn ich den Zeit hatte zu lesen), verschlug es mich diesmal wieder in die Fantasy. Bei For the Wolf von Hannah Whitten hat mich der Titel sofort eingefangen, obwohl ich das Buch aufgrund des Covers zunächst für ein Jugendbuch hielt. Die Protagonistin entpuppte sich dann aber als ein wenig älter, als das eher kindliche Abbild auf dem Cover vermuten ließ, was mir entgegen kam. Ich habe es ja nicht mehr so sehr mit Jugendbüchern.
Rotkäppchen als Opfergabe
Eigentlich ist For the Wolf auch eine gute Geschichte. Zwei Schwestern, Zwillinge in diesem Fall, sind in einem magischen Abkommen gefangen, das von ihren Ahnen geschlossen wurde. Der erstgeborenen Tochter ist es bestimmt neue Königin zu werden, die zweite Tochter dagegen gehört dem Wilderwood bzw. dem Wolf, der darin lebt. Redarys ist die aktuelle zweite Tochter und bereits älter als die meisten zweiten Töchter vor ihr. Doch je länger der Ruf des Wilderwoods auf sich warten lässt, desto mehr fürchtet und sehnt sie den Tag herbei. Denn eigentlich will sie bloß noch, dass das unvermeidliche endlich eintritt und damit ihr gefühltes Schattendasein endlich aufhört.
Die Atmosphäre ist kalt und etwas düster, die Adaption vom Rotkäppchen-Märchen gelungen und mit einem neuen Ansatz. Es geht in einen verwunschenen oder viel eher noch verfluchten Wald. Redarys ist eine sympathische Protagonistin und mit Anfang Zwanzig ist sie auch schon ein bisschen abgebrühter. Sie ist jetzt nicht erpischt darauf geopfert zu werden. Da es kein Entrinnen aus dem magischen Pakt gibt, kommt es ihr aber fast wie eine Erleichterung vor, als das Warten schließlich ein Ende findet. Im Wilderwood angekommen muss sie dann allerdings feststellen, dass die Legenden und Überlieferungen, die man sich außerhalb des Waldes erzählt, nicht viel mit der Wahrheit zu tun haben.
Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass die Protagonistin – und damit auch ich als Leserin – nicht gar so schnell über die Geheimnisse von Wolf und Wald aufgeklärt werden, aber ok. Ein wenig hat mich die Konstellation der beiden Protagonisten auch an Uprooted von Naomi Novik erinnert, weshalb ich da vielleicht ein bisschen zu voreingenommen bin. Uprooted ist eines meiner Lieblingsbücher und damit gemessen zu werden ist schon etwas gemein. Für Fans von Märchenadaptionen dürfte For the Wolf also durchaus interessant sein, auch wenn mir da ein bisschen mehr Spannungsaufbau am Anfang gefehlt hat.
Lugt da ein Aber hervor?
Ja, weil … Blutmagie. Bah. Wenn es eine Sache gibt, die mir den Spaß in einem Buch verhagelt, dann ist es wohl das Rumgeschmiere von Blut und das ist hier leider ständig der Fall. Permanent wird sich in die Hand geschnitten, um einen Schutzzauber aufrecht zu erhalten, dann wird sich mit der Hand übers Gesicht gefahren, durch die Haare gegangen, wütend herum gewedelt, dem anderen ans Handgelenk gepackt, über die Wange gestrichen etc. … Vor meinem geistigen Auge hatte ich Figuren stehen, die von oben bis unten mit Blut in allen Alterungsstufen eingedreckt waren, denn gewaschen wurde sich da zwischendurch auch nicht. Oder zumindest wurde es nie erwähnt. Bei solchen Dingen habe ich gleich diesen ekelhaften Geruch von altem, geronnenem Blut und Verwesung in der Nase. Das hat es mir wirklich schwer gemacht Begeisterung für das Buch aufbringen zu können, obwohl es eigentlich gut ist. Wer also nicht so eine vorstellungsstarke Nase hat wie ich, wird For the Wolf ziemlich sicher mehr zu schätzen wissen.
For the Wolf ist der erste Teil einer inzwischen abgeschlossenen Dilogie. Den zweiten Teil For the Throne, werde ich wegen des oben genannten Problems aber wohl nicht mehr lesen. Band 1 hat zum Glück ein Ende mit dem ich so leben kann, auch wenn schon die ein oder andere Frage offen bleibt.
Klappentext
The first daughter is for the Throne.
The second daughter is for the Wolf.
As the only Second Daughter born in centuries, Red has one purpose—to be sacrificed to the Wolf in the Wood in the hope he’ll return the world’s captured gods.
Red is almost relieved to go. Plagued by a dangerous power she can’t control, at least she knows that in the Wilderwood, she can’t hurt those she loves. Again.
But the legends lie. The Wolf is a man, not a monster. Her magic is a calling, not a curse. And if she doesn’t learn how to use it, the monsters the gods have become will swallow the Wilderwood—and her world—whole.
For the Wolf (The Wilderwood, Band 1)
Hannah Whitten – Fantasy, Märchenadaption – Sprache: Englisch
Hinterlasse einen Kommentar.