Dein letztes Stündlein wird in Kürze schlagen und ich kann nicht sagen, dass ich traurig darum bin. Du hast dir redlich Mühe gegeben noch besch…eidener zu werden als dein Vorgänger und das war nicht leicht zu toppen. Aber du hast es geschafft, in dem du mich von Anfang an mit völlig unsinnigen Technik- und Anbieterproblemen genervt hast, mir praktisch jeden Monat eine neue anstrengende und unnötige Aufgabe vor die Nase gesetzt hast und im August hast du diesem Kackekessel von Jahr die letzte Würze verpasst, als du mir nur vierzehn Monate nach Gizmos Tod auch Josh genommen hast. Noch plötzlicher, noch schwerer vorhersehbar. Soviel zum Thema Schonfrist.
Ich will mich eigentlich gar nicht lange mit dir aufhalten, 2022, denn du hast mich mehr Kraft gekostet, als ich zu geben hatte. Alle guten Momente sind darin ertrunken. Wie etwa die erfolgreiche Veröffentlichung von Frozen, Ghosted, Dead oder die Fertigstellung und Unterbringung einer Kurzgeschichte in einem Magazin, das ich selbst gerne lese. Die Leipziger Buchmesse wurde mal wieder abgesagt, zur Frankfurter Buchmesse oder zum BuCon konnte ich nicht gehen, weil mich ein paar Tage zuvor Corona erwischt hat. Aber zur Fabula est und FeenCon durfte ich gehen und das hat beides viel Freude gemacht. Ich durfte auch wieder ein paar Lesungen halten, was wirklich gutgetan hat.
Mit dem Schreiben ist es nicht ganz so rund gelaufen, wie ich es mir vorgenommen hatte, aber wer hätte auch ahnen können, dass derart viel Mist passiert? Wir sind uns sicher einig, dass dieses Jahr kein gutes war und nicht gerade förderlich für kreative Prozesse war. Technikprobleme, Anbieterprobleme, Softwareprobleme und davon, was in der Welt alles passiert ist und noch immer vor sich geht, wollen wir besser gar nicht erst anfangen. Als einzelner Mensch fühle ich mich alldem hilflos gegenüber, kann nur zusehen und nichts bewegen, weil Superkräfte eben doch nur in Geschichten existieren.
Ende September war ich der festen Überzeugung, dass du, 2022, einfach nichts Gutes mehr zu bieten hast, doch dann hast du mich über Elvis und Loki stolpern lassen. Als wolltest du auf den letzten Metern das ein oder andere wieder gut machen, was du verbrochen hast. Die beiden Fundkätzchen aus dem Tierheim Bonn haben mich überrumpelt und ungefragt mein Herz erobert. Ein paar Wochen lang habe ich mit mir gehadert, dann kapituliert und dann gebangt, ob ich sie überhaupt zu mir holen darf. Aber Ende Oktober war es so weit und sie durften bei mir einziehen. Seit die beiden hier sind, geht es mir jeden Tag besser. Josh und Gizmo bleiben unvergessen und das Loch in meinem Herzen, wird nie ganz verheilen. Elvis und Loki haben aber dafür gesorgt, dass es nicht mehr so stark blutet und ich wieder ein bisschen Hoffnung und Zuversicht schöpfen konnte. Ganz langsam fand ich zurück zu meinen Worten und schrieb so viel auf einmal wie lange nicht mehr. Keinen ganzen Roman, aber ich habe geschrieben und die Worte wieder gefühlt. Das ist ein Anfang.
Ich starte also erst einmal mit leichtem Aufwind ins neue Jahr. Ob 2023 deshalb besser wird? Es scheint mir irgendwie unmöglich. Zu groß sind die Dinge, die vor sich gehen, zu klein der kollektive Wille, etwas zu verändern. Ich erwarte und erhoffe für das kommende Jahr nichts, trage viele Sorgen und Befürchtungen mit mir herum. Ich wünsche mir, dass es besser wird, aber letztlich ist ein Jahreswechsel nur ein Datumswechsel. Nichts wird dadurch plötzlich anders. Trotzdem werde ich weitermachen, weiter versuchen, das beste daraus zu machen.
Guten Rutsch!
Es ist kein heiterer Rückblick auf das Jahr und auch kein positiver Blick in die Zukunft. Ich werde, die guten Momente finden und festhalten, wie ich es auch im letzten Jahr versucht habe zu tun. Oft waren es nur kleine Momente, beinahe schon Nichtigkeiten, aber auch die kleinen Dinge sind wichtig.
Euch wünsche ich trotz meiner pessimistischen Weltsicht einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir lesen uns hoffentlich auch 2023 wieder, mit mehr heiteren als negativen Dingen.
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